Die letzten Edelsteinschleifer von Idar-Oberstein

Früher war „Edelsteinschleifer“ der meistgelernte und -ausgeübte Beruf in und um Idar-Oberstein. Heutzutage, im Zuge der Globalisierung, kommt immer mehr schon fertig geschliffene Ware aus Asien. Mit dem Preis, für den die Stücke angeboten werden, können die einheimischen Handwerker nicht mithalten. Die Arbeit der hiesigen Schleifer ist teurer, die Kunden ziehen die billigere Ware vor, wie man das ja auch von vielen anderen Branchen kennt.

Deshalb mussten immer mehr Schleifen schließen. Einige Unentwegte gibt es aber immer noch, so wie mein Lieblingsschleifer Karl-Heinz. Er ist Besitzer einer eigenen Schleife, früher eine Wasserschleife, die dann elektrifiziert wurde. Das ist aber auch alles, was man geändert hatte. Ansonsten steht sie noch immer inmitten von Wiesen und Bäumen. Wie das früher häufig so war, gab es im Erdgeschoss die Schleifereien, Büros und Lager der teureren Steine. Im ersten Stock, unter dem Dach, wohnte und wohnt noch immer der Meister mit seiner Familie.

Zuerst wird der Stein geschnitten.

Karl-Heinz ist eigentlich schon längst Rentner. Er liebt aber seinen Beruf und arbeitet immer weiter. Das kann er jetzt schön stressfrei: Sein Sohn und Nachfolger hat eine eigene Firma und die Schleiferei steht Karl-Heinz jetzt ganz allein zu seiner Verfügung. Auf den Fotos oben uns unten sieht man, wie er den Stein zuerst schneidet und dann poliert.

So sieht der Stein nach dem Schneiden aus.

Wir kennen uns schon sehr lange, und wenn ich für ein Schmuckstück einen bestimmten Stein brauche oder etwas repariert werden muss, kann ich mich immer an ihn wenden. Und wenn wir beide Zeit haben (meist im Sommer), packe ich meine Gummistiefel und Schleiferschürze ein, fahre zu seiner Schleife und darf dann unter seiner Anleitung selbst einen oder mehrere Steine schleifen.

Zum Schluss wird das gute Stück noch poliert.

Zu komplizierten Arbeiten bin ich zwar nicht fähig – Edelsteinschleifer ist ein Beruf, den man drei bis vier Jahre lernen muss – aber was bei diesen Kurz-Kursen herauskommt, ist noch immer zu etwas Schönem und Besonderem verarbeitet worden. Was ich gerne anfertige, sind rustikale Anhänger: Ich suche mir dafür einen Rohstein aus, von dem ich annehme, dass er innen schön ist. Dann wird er in Scheiben geschnitten, die Fläche glattgeschliffen und poliert. Noch ein Loch gebohrt, ein Lederband oder, wenn es etwas teurer sein darf, eine Silberöse mit Kette hindurchgezogen – fertig!

Alle Fotos: Ingrid Eisenbeis